Wenn Sie Rückenschmerzen haben, während Sie diesen Text lesen, sind Sie damit nicht allein. Tatsächlich haben vier von fünf Erwachsenen in Deutschland an irgendeinem Punkt Ihres Lebens mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Wenn Sie zwischen 35 und 55 Jahre alt sind, ist es besonders wahrscheinlich, dass Sie betroffen sind. Anhaltende Rückenschmerzen (die mehr als 3 Monate andauern) haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen und beeinträchtigen ihre sozialen und familiären Beziehungen. Was genau ist also Rückenschmerz und kann etwas getan werden, um ihm vorzubeugen? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns sowohl die Ursache des Schmerzes ansehen, als auch die Funktionsweise unseres Rückens untersuchen. So können wir einige der möglichen Ursachen von Rückenschmerzen analysieren und, was vielleicht sogar noch wichtiger ist, Wege finden, sie zu verhindern.
Das Schmerzempfinden
Die anerkannte International Association for the Study of Pain (IASP) definiert Schmerz wie folgt: ‚Eine unangenehme sensorische und emotionale Empfindung, die mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder in Bezug auf eine solche Schädigung beschrieben wird‘
Also ist die Wahrnehmung von Schmerz nicht einfach zu wissen, dass Ihnen etwas wehtut. Tatsächlich ist Schmerz eine körperliche Reaktion auf Gewebeschädigungen (z.B. bei einem Schnitt in den Finger), allerdings wird besonders chronischer Schmerz stark von Emotionen beeinflusst. Personen, die eine eher positive Einstellung zu Schmerzen und ein klares Verständnis der Ursache ihres Schmerzes haben, gehen meist besser damit um, als andere Personen.
Die Mechanik der menschlichen Wirbelsäule
Die menschliche Wirbelsäule ist ein erstaunliches Konstrukt, das viele Funktionen gleichzeitig erfüllen muss. Sie muss stark genug sein, um alle anderen Teile des Körpers zu stützen, und gleichzeitig flexibel genug, um Bewegungen in viele verschiedene Richtungen zu ermöglichen. Das schafft sie aufgrund ihrer Struktur (Anatomie) und ihrer Funktionsweise (Physiologie).
Die Wirbelsäule besteht aus 33 kleinen Knochen (Wirbeln), die durch Polster aus weicher Masse getrennt sind, welche wiederum von einer faserigen Schicht (Bandscheiben) umgeben sind. Die Bandscheiben dienen als Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln. Die Wirbelsäule wird in vier Abschnitte unterteilt und jeder Wirbel innerhalb dieses Abschnitts ist mit einer Nummer versehen. Ihr Arzt oder Physiotherapeut könnte zum Beispiel diese Begriffe nennen, wenn der Entstehungsort Ihrer Rückenschmerzen beschrieben wird:
• Halswirbel (C1 bis C7) – Wirbel im Nacken
• Brustwirbel (T1 bis T12) – mittlerer Abschnitt, der mit den Rippen verbunden ist
• Lendenwirbel (L1 bis L5) – unterer Rücken – typische Region für „Schmerzen im unteren Rücken“
• Kreuzbein (S1 bis S5) – die unteren Wirbel, die miteinander verschmolzen sind
• Steißbein (4 miteinander verschmolzene Wirbel)
Die Wirbel sind als Säule oder Kette angeordnet, sind verbunden und werden durch ‚Weichteilstrukturen‘ gestützt, also Muskeln, Sehnen und Bänder. Rückenschmerzen können durch Probleme beliebiger Wirbel, Bandscheiben, Sehnen oder Bänder auftreten.
Die Physiologie der Wirbelsäule kann ebenfalls ein wichtiges Kriterium bei Rückenschmerzen sein. Die Durchblutung gehört dazu und unzureichende Durchblutung von Teilen der Wirbelsäule trägt zu Rückenschmerzen bei. Deshalb sind Raucher (die eine eingeschränkte Durchblutung haben), anfälliger für Rückenschmerzen. Der zweite wichtige Faktor ist das Nervensystem, das Botschaften an und von der Wirbelsäule transportiert. Schmerzbotschaften können durch eine Reihe komplexer Reaktionen sowohl verstärkt als auch verringert werden.
Die Ursachen von Rückenschmerzen
Die Ursache von Rückenschmerzen ist besonders schwer zu diagnostizieren. Die üblichen Diagnosetests wie Röntgenaufnahmen, MRT- und CT-Scans identifizieren oft keine Anomalien und doch besteht Schmerz. Es gibt tatsächlich einige bestimmte Ursachen für Rückenschmerzen, darunter:
• Muskelzerrung (kleiner Riss im Muskel)
• Spinalkanalstenose (Verengung der Wirbelsäule, wodurch Nerven eingeklemmt werden)
• Eingebrochene Wirbelkörper (z.B. bei Osteoporose)
• Bandscheibenprobleme (bei denen sich die Bandscheibe vorwölbt und sogar Druck auf die Spinalnerven ausüben kann)
Allerdings verursachen diese Beschwerden nur einen kleinen Teil aller Rückenschmerzen. Die meisten Personen, die unter anhaltenden Rückenschmerzen leiden, müssen versuchen, etwas dagegen zu tun, ohne genau zu wissen, was genau die Ursache ist.
Vorbeugung von Rückenschmerzen
Physiotherapeuten behandeln jedes Jahr hunderte von Patienten mit anhaltenden Rückenschmerzen. Die Chartered Society for Physiotherapy gibt die folgenden Tipps dafür, Rückenschmerzen vorzubeugen und zu lindern:
• Sport und Bewegung sind von großer Bedeutung sowohl für die Vorbeugung als auch Linderung von Rückenschmerzen. Aktivitäten wie Spaziergänge und Schwimmen sind besonders hilfreich.
• Um diese Aktivitäten unbeschwerter ausführen zu können, sollten Sie unter Umständen Schmerzmittel nehmen, die Ihnen von Ihrem Hausarzt oder Physiotherapeuten verschrieben wurden.
• Bleiben Sie nicht für längere Zeiträume sitzen; machen Sie Pausen, in denen Sie aufstehen und sich bewegen. Wenn Sie lange Strecken fahren, halten Sie regelmäßig an und steigen Sie aus dem Auto.
• Dehnen Sie sich vorsichtig, um Steifheit zu vermeiden.
• Nehmen Sie beim Heben von Gegenständen die richtige Position ein: Beugen Sie die Hüften und Knie.
• Achten Sie auf Ihre Haltung, wenn Sie bei der Arbeit und zu Hause sind; nutzen Sie einen geeigneten Stuhl und einen Schreibtisch, der an Ihre Körpergröße angepasst ist.
• Vergewissern Sie sich, dass Ihre Matratze Sie beim Schlafen richtig stützt.
• Eine starke Rumpfmuskulatur hilft, Rückenschmerzen vorzubeugen. Lassen Sie sich von Ihrem Physiotherapeuten dazu beraten, wie Sie dies erreichen können.
• Sorgen Sie für eine gesunde Lebensweise. Sowohl Rauchen als auch Übergewicht erhöhen die Wahrscheinlichkeit von anhaltenden Rückenschmerzen.
Rückenschmerzen & unsere Füße
Die offiziellen Tipps besagen also, dass man laufen soll, doch was, wenn die Ursache des Problems in den Füßen steckt? Kann das sein? Ja, es kann sein und für viele Leute ist es das letzte Glied in einer sehr wichtigen Kette. Diese Kette nennt sich die untere kinetische Kette und besteht aus dem Oberschenkel, Bein und Fuß.
Wenn Ihre Füße überproniert sind (d.h. zu weit nach innen rollen oder Sie einen ‚Plattfuß‘ haben), kann die untere kinetische Kette nach innen gedreht (nach innen gebogen) werden, was wiederum eine Drehung des Beckens zur Folge haben kann. Die auf die Wirbelsäule ausgeübten Kräfte verändern sich und verursachen Entzündungen und Schmerzen im unteren Rücken. Außerdem können die Füße Stöße nicht effektiv abfedern.
Wenn Ihr Fuß unterproniert ist (beim Gehen nicht genügend nach innen rollt), werden die Kräfte, die beim Gehen oder Laufen auf die Wirbelsäule übertragen werden, verstärkt. Die Muskeln und Bandscheiben werden stärker belastet, was zu Schmerzen führen kann.
Menschen, die in der Freizeit Joggen oder viel Zeit auf den Beinen verbringen, sollten diese mögliche Ursache des Schmerzes mit ihrem Therapeuten besprechen.
Dies ist eine Ursache für Rückenschmerzen, die bekämpft werden kann. Geeignetes Schuhwerk und Einlegesohlen, die die Position des Fußes verändern, mindern die Kräfte, die auf die Wirbelsäule wirken und lindern so Rückenschmerzen.